Das Jahr 1933

33erPlakat

Plakat der VVN-BdA von 1974

Mit dem Projekt „www.dasjahr1933.de“ stellt die VVN-BdA Materialien, Texte und Dokumente bereit, die entlang einer Chronologie der Jahre 1932/1933 Antworten auf Fragen zur Vorgeschichte und Etablierung der faschistischen Herrschaft in Deutschland geben. Dies ist notwendig, da auch nach neunzig Jahren das historische Datum des 30. Januar 1933 ein gesellschaftspolitischer Streitpunkt ist. Als 1996 in der BRD der 27. Januar als nationalen Gedenktag geschaffen wurde, forderte unsere Organisation die Ernsthaftigkeit dieses neuen Gedenktages unter Beweis zu stellen:

„Wer des 27. Januar 1945 gedenkt, muss auch den 30. Januar 1933 mitdenken. Ursachen und Herkunft des Faschismus sind notwendige Bestandteile jeder Erinnerungsarbeit. … Das Gedenken an die Opfer muss verbunden sein mit der Erinnerung daran, wer die Täter waren. Das heißt: Benennung der Schuldigen und der Nutznießer an der Errichtung der nazistischen Herrschaft in Deutschland und an der Entfesselung des Krieges.“

Denn wenn man nicht behaupten will, dass „Hitler ein Betriebsunfall der Geschichte“ gewesen oder der 30. Januar „schicksalhaft“ über unser Land gekommen sei, wird man nicht umhinkommen, sich mit den gesellschaftlichen Kräften zu beschäftigen, die ein Interesse an der Errichtung und Etablierung der faschistischen Herrschaft hatten. War es abstrakt „das Volk“ oder waren es nicht vielmehr benennbare Personengruppen, die ihren politischen Beitrag zur Machtübertragung geleistet haben?

Und die politisch brisanteste Frage ist sicherlich die Haltung der jeweiligen Gruppen der gesellschaftlichen Eliten – politische Parteien, Unternehmer, Großgrundbesitzer, Akademiker, Kirchen, Vertreter des Militärs – gegenüber der Weimarer Demokratie. Es gilt zu untersuchen und in der geschichtlichen Debatte zu klären, welche Gruppen welches Interesse an der Bewahrung oder der Zerstörung von Demokratie und Republik hatten.

Das ist nicht allein ein geschichtliches Problem. Mittlerweile sitzt mit der AfD eine im Kern faschistische Partei im deutschen Bundestag, weitere rechtsterroristische Anschläge – in Halle und Hanau und gegen Walter Lübcke – haben den politischen Alltag erschüttert, in regelmäßigen Abständen werden rechte Netzwerke in den Sicherheitsbehörden aufgedeckt und Reichsbürger*innen planten mithilfe von ehemaligen AfD-Bundestagsabgeordneten, Bundeswehrsoldaten und Angehörigen  des Kommando Spezialkräfte (KSK) einen Staatstreich. Es ist ein europäischer Trend: in Italien wurde eine Faschistin zur Ministerpräsidentin gewählt und europaweit sind Faschist*innen auf dem Vormarsch.

Mit Blick auf die AfD und ihre immer wieder zu erlebenden Vorstöße zur Relativierung der NS-Verbrechen ist die Erinnerung an den 30. Januar 1933 nun wirklich keine historische Reminiszenz. Sie stellt politische Fragen an die Umsetzung der Demokratie in unserem Land heute und an den notwendigen gesellschaftlichen Widerstand gegen Rechtsentwicklungen und antidemokratische und rassistische Tendenzen und politische Kräfte, die diese Form faschistischer Krisenbewältigung und Herrschaft propagieren.

Getreu der Verpflichtung des Schwurs der überlebenden Häftlinge von Buchenwald vom 19. April 1945:

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.
Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“